Reporting
Transparenz tut Not!
Stellen Sie sich vor, Sie hätten eine etablierte Planung – und keiner richtet sich danach! So wie bei Berthold Brecht und dem Krieg. In der Tat, unvorstellbar! Soll heißen, wir sind uns einig, dass es ein Rückäußerungsinstrument geben muss. Darüber soll im Folgenden geredet werden.
So weit die Füße tragen
Caesar schritt die Truppen ab. So wirkt Ihr morgendlicher Rundgang fünf nach neun, gerade nach Beginn der Kernzeit. Sie werden gesehen, jeder nickt Ihnen Ehr erbietend zu. Natürlich derjenige nicht, der erst um zehn nach neun kommt. Was Sie natürlich mit Ihren Augenwinkeln registrieren. Jeder weiß das. Also wird Herr Maier, nennen wir ihn mal so, zukünftig pünktlicher sein oder Ihnen sehr persönlich seine triftige Erklärung von wegen Arztbesuch darlegen.
Zu diesem unter das Volk mischen gibt es keinen Ersatz. Sicher, der Kaffee wird kalt. Egal, der kann auch noch eine Viertelstunde später gebrüht werden.
Die nächste körperliche Betätigung ist zehn nach eins, wenn die Fertigung wieder die Maschinen angeschaltet hat. Steht eine, spricht dieses für Blockaden in der Materialanlieferung. Sie wissen es, lange bevor am nächsten Tag der Produktionsbericht für Linie 3 die Ausfälle signalisiert. Und Sie werden auch dort gesehen, wo man sich vor Lärm nur zunicken kann. Der Maschinenbediener nickt gerne, sieht er sich doch gesehen.
Der letzte Rundgang, um sechs, geht ins Lager. Sie sehen, dass Überstunden gemacht werden, um den vorletzten LKW noch raus zu kriegen. Denn der Kunde braucht morgen früh die Ware.
Das Wichtigste aber ist Ihre körperliche Fitness. Besser als auf dem Golfplatz. Sie sehen alles mit eigenen Augen. Keiner braucht Ihnen etwas zu erklären. Die Szenen sprechen für sich. Und Sie werden gesehen, das motiviert alle, die Sie sehen.
Sie meinen, wir reden über das neunzehnte Jahrhundert? Keineswegs. Dies ist realtime. Hierfür gibt es keinen Ersatz. Besser als eine Videokonferenz.
Aber: Dies gilt nur, wo Sie sind. Sie können jedoch nicht überall sein!
Berichtspflicht bringt Disziplin
Überall, wo Sie nicht persönlich sein können, gelte der Bericht. Dahinter steht keineswegs Administration, lästige Pflicht. Sondern die Kommunikation zwischen berichtendem und empfangendem Vorgesetzten. Ersterer wird gezwungen, über sein Tun, den Erfolg nachzudenken, das Erlebte in Worte zu fassen. Und Letzterer weiß wegen der Verteilerliste, dass er mit der gelieferten Information sachgerecht umgehen muss. Jeder muss sich verantworten können.
Der Berichtende kann das Vordergründige weitermelden, damit es auch an entferntem Platze wahrgenommen wird, und er weiß, dass auf ihn geachtet wird. Sie stehen nur klein im Verteiler, aber wissen es auch, sofort, unmittelbar, ungefiltert, ohne korrigierenden Kommentar der Vorgesetzten. Der Berichtspflichtige weiß, dass er sich nicht dem Gesehenen hingeben kann, er muss darüber reden, muss über Besonderheiten Worte verlieren, Rechenschaft geben. Dies beeinflusst sein Verhalten schon beim Geschehen. Wir alle profitieren davon.
Keine Statistik, sondern Gestaltung der Zukunft
Damit kein Missverständnis entsteht: Es geht nicht um das Erstellen von Zahlensalat, den man nur mit Anleitung entwirren kann. Selbstverständlich wird der Vorteil der Zahl benutzt, ein Ereignis darzustellen, die Skalenabstände sichtbar zu machen. Die Statistik interessiert aber nur am Rande. Wichtiger als ein Blick in Gewesenes ist, ein Gefühl für die Auswirkung von Abweichungen zu bekommen, entstanden aus welchem Grund immer. Dann kann der Berichtsempfänger seiner vornehmsten Aufgabe nachgehen: Gegensteuern, damit das befürchtete Resultat am Ende der Aktivitätenkette so nicht eintritt, sondern noch aufgefangen werden kann. Gelingt dies, hat sich der Bericht gelohnt. Damit wird offenkundig: Die Zahl ist ein konkurrenzlos kurzer und effektiver Informant, aber sie kann das wertende Wort nicht ersetzen.
Soll-Ist-Vergleich macht Planung lebbar
Um die Zahl als Informant erlebbar und lesbar zu machen bedarf es einer Maßgröße. In einer nach Zielen arbeitenden Gesellschaft ist der Plan das wichtigste Ziel. Wird das Ist-Ereignis in gleichem Format wie der Plan wiedergegeben und die Planzahl dazu noch als Referenz gezeigt, wird der Zielerreichungsgrad unmittelbar angegeben. Dann geht die Neugierde des Lesenden sofort zu der vorgesehen Maßnahme, um die eingetretenen Ist-Abläufe morgen so zu gestalten, dass das Ziel dennoch erreicht werden kann. Daraus folgt, dass es zu jeder Zahl einer Planung ein korrelierendes Ist-Erfassungsinstrument geben muss - und umgekehrt. Planung und Bericht folgen einander, bedingen einander. Ohne Planung kein Bericht, kein Soll-Ist-Vergleich; und ohne Bericht, ohne Statistik des letzten Jahres keine Planung des neuen Jahres.
Im Absatz beginnt es
Unter dem Rubrum Berichtswesen fallen jedem sofort die Finanzberichte am Ende einer Periode ein. Doch der Bedeutung und der Entstehung nachkommen diese als letztes.
Denn wenn der Gewinn einer Periode auf dem Papier steht, ist die Periode längst Geschichte, kann nichts mehr beeinflusst werden.
Deswegen, bei den Absatzerwartungen, den Projekten, den Chancen, den "Prospects" beginnt es. Nur wenn dieser Bericht prall gefüllt ist und Neuzugänge zu letztem Monat aufweist, ist überhaupt ein wohlklingender Finanzbericht zu erwarten. Sind die "Prospects" in der Kiste, können die Verkaufsabschlüsse dargestellt werden. Danach käme die Produktion; und das Lager; und der Versand; und der Zahlungseingang! Der Blick auf die Wahrung der Liquidität, des Blutkreislaufes eines jeden Betriebes, verschafft Ihnen erst Ruhe für den Tag. Bis zum Nächsten. Sie sehen, der Monatsabschluss hat in diesem Kanon historischen Wert, ist das Kopfkissen. Immer wieder: Wichtiger sind die Möglichkeiten zur Gestaltung der Zukunft.
Das Berichtswesen hält die Organisation zusammen
Der Bericht ist kein Selbstzweck. Er muss den Empfangenden informieren, muss ihm die Handlungen anempfehlen, mit denen der Betrieb wieder zurück auf die Spur des Planes geführt werden kann. Je besser und instruktiver der Bericht, umso besser ist die Qualität dessen, der ihn verfasst. Damit erhalten Sie ein objektives, einem breiten Betrachterfeld dargebotenes Bild, aus dem sich ganz von selbst die nächsten Dekorationen, Beförderungen ergeben, woraus sich aber auch Sanktionen und Personalmaßnahmen ableiten lassen. Durch die Beschreibung eines Geschehens ruft der Bericht automatisch nach Handlungen, um die Qualität wieder hin zu Soll zu bringen.
|